krise als chance

Krise als Entwicklungschance

6. Welche Bereicherung und Änderung des Selbstkonzeptes können aus einer Krise entstehen?

Auch wenn Krisen in unserer Gesellschaft überwiegend als hinderlich, lästig und überflüssig empfunden werden, ist wohl unumstritten, dass die Bewältigung einer Krise große Chancen birgt. Ich bin der Überzeugung, dass schwere Lebenskrisen zu starken, im Endeffekt positiven Veränderungen im eigenen Leben und im Selbstkonzept führen.

Die Recherche in „Kritische Lebensereignisse“ von Filipp (1995) ergab, dass sich zu dieser Hypothese bis heute keine bestätigenden Aussagen machen lassen, da die Veränderung des Selbstkonzepts nicht ausschließlich unmittelbar mit kritischen Lebensereignissen in Verbindung gebracht werden kann.

Es wird angenommen, dass das Selbstkonzept aus einer Reihe selbstbezogener Kognitionen besteht, die unser Verhalten steuern. Das sind Selbsteinstellungen, mit denen wir uns selbst einschätzen, durch die wir uns selbst wahrnehmen und uns danach auch Aufgaben zutrauen. Ähnlich wie bei der Einstellungsänderung führt eine Änderung des Selbstkonzepts zu einer Verhaltensänderung, wie Untersuchungen ergaben. Andere Forschungen belegten jedoch, dass die Einstellungs-Verhaltensrelation aber nicht so einfach kausal erschlossen werden kann, sondern, dass auch umgekehrt eine Verhaltensänderung zu einer Einstellungsänderung, bzw. Selbstkonzeptsänderung führen kann.
Wie oben beschrieben, birgt eine Krise durch den Druck und die empfundene Einengung der Situation die Chance, Entwicklungsschritte zu machen und damit auch uns selbst und unsere Einstellung zu unserem Leben und der eigenen Person zu verändern.

Zu der Frage nach der Selbstkonzeptsänderung in Verbindung mit Krisen stellten G. Sturm und B. Hesener (1995) eine Studie auf, die einmal retrospektiv und einmal longitudinal durchgeführt wurde. Hier bei wurde das kritische Lebensereignis mit Hilfe einer Skala erfasst, ebenso wie das Selbstbild, welches durch das Ausfüllen eines Selbstratingfragebogens gemessen wurde. In der retrospektiven Variante wurde das gegenwärtige Selbstbild, das vor fünf Jahren und vor zehn Jahren, sowie das Idealselbstbild ermittelt. Bei der longitudinalen Variante wurden die Probanden in dem gleichen Zeitabständen jeweils nach ihrem derzeitigen Selbstbild gefragt.

Die Ergebnisse zeigten keine Auffälligkeiten, was die Steigerung oder Minderung des Selbstbildes betrifft. Dies lässt sich auf die Fülle von intervenierenden Variablen zurückführen. Die Verfasser sagen, es hänge von der Art der kognitiven Verarbeitung ab, in welcher Weise und in welchem Ausmaß sich das Selbstbild in Folge eines kritischen Ereignisses verändert.

Verena Kast (1989) hingegen geht davon aus, dass Krisen uns große Möglichkeiten zur Wandlung unseres Verhaltens und Erlebens in sozialen, wie auch in persönlichen Bereichen ermöglichen, unter der Vorraussetzung, dass wir in tiefgründigen Kontakt zu unserer Krise kommen.

Ein Merkmal einer Krise ist, wie oben beschrieben, dass wir glauben, uns in einer extremen, einengenden Problemsituation nicht mehr mit unseren alten Bewältigungsstrategien helfen zu können. Eine naheliegende Chance, die in einer Krise steckt, ist also die Entwicklung neuer Bewältigungsstrategien, die für das weitere Leben immer wieder anwendbar sind.

Verena Kast (1989) beschreibt Fallbeispiele, in denen die Patienten die Krise als eine große Bereicherung erleben, nach dem sie die Krise erfolgreich abschließen konnten.
Sie lernten anders mit ihren Gefühlen umzugehen und entdeckten größtenteils auch viele Gefühle neu, die sie über viele Jahre verdrängt hatten. Dieses Neuerfahren der eigenen Gefühlswelt bereicherte ihr Leben und ermöglichte ihnen ein anderes intensiveres Identitätserleben. Menschen nach Verlustskrisen entdeckten neue Bereiche des Lebens, die sie vorher nicht kannten und erweiterten durch neue Hobbys, Berufe, Beziehungen und Aufgaben ihren Horizont.

Wer eine Krise erfolgreich überstanden hat, wird selbstbewusster als vorher und erlangt ein höheres Kompetenzgefühl, dass Leben zu meistern, er findet die innere Balance.
Wir lernen neue Verhaltensweisen, die es uns ermöglichen, in viel weiterem Rahmen zu agieren und zu denken.
Eine besondere Bereicherung, die eine Krise birgt, ist das Bewusstwerden, wie wertvoll und schön das Leben ist, und das Vertrauen, auf ein gutes Ende und einen positiven Lauf der Dinge, was immer geschieht.
Nach einer Krise ist ein intensiveres Leben möglich. In dem man abschiedlich lebt, jeden Tag, ohne an allem vorbei zu eilen, was eine neue Lebensqualität bringt.
Viele Menschen ändern in Folge einer Lebenskrise ihre Attributionsgewohnheiten, von einem pessimistischen zu einem optimistischen Attributionsstil.
Manche entwickeln auch ein neues Lebenskonzept, sehen die Welt anders als zuvor, was einer Wandlung der Beurteilungsdimensionen entspricht.

Die aufgezählten Effekte einer Krise sind keineswegs die Folgen einer Krise, selbst wenn diese erfolgreich überwunden wurde.
Eine Krise birgt die Chance, diese Veränderungen zu erleben, wenn man sich intensiv mit seinem Lebensthema, bzw. der Krise auseinander zu setzen bereit ist.

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